
Es gab in meinem Leben eine Zeit, da war der Frauentag für mich sehr präsent und irgendwie „wichtig“. Dann eine Zeit, in der der Frauentag mehr oder weniger an mir vorbei gegangen ist. Dieses Jahr ist er für mich Anlass, mich mit dem Thema ein wenig auseinander zu setzen.
Ich möchte hier einfach meinen ganz persönlichen Gedanken freien Lauf lassen und zum Ausdruck bringen.
Frau und Mann, aus der Einheit gekommen... brauchen einander als Spiegel, brauchen einander um sich als Frau oder Mann entdecken zu können. Niemand ist in sich nur weiblich oder nur männlich. Als Frau oder Mann drücken wir diese beiden Anteile auf unterschiedliche Weise aus, oder nicht? Ich weiß es nicht. Meine momentane Wahrheit ist gerade diese.
Am 08. März schicken Frauen einander wunderschöne YouTube-Videos. Sie beschreiben die Stärken der Frauen und sie zeigen oft wunderschöne Blumen oder Bilder von Frauen (allerdings fast ausschließlich aus fernen Ländern), die diese Stärken symbolisieren sollen. Die Musik und die Texte sind wunderschön und sie lassen eine Sehnsucht wach werden. Auch die Sehnsucht in mir, all dies zum Ausdruck bringen zu wollen…mmmh
Und dann…werden in mir zwei unterschiedliche Anteile wach!
Ja, so sind Frauen…liebevoll, umarmend, für die anderen da, durchsetzungsfähig, bescheiden, dienend, zurückhaltend, sie arbeiten und versorgen die Familie und haben immer ein Lächeln im Gesicht, sie verbreiten Wärme und ein Gefühl von Annahme, sie sind bereit sich wie eine Löwin zu behaupten wenn es darauf ankommt und all die vielen schönen Eigenschaften, die immer wieder genannt werden.
Ja, so können Frauen sein…aber ich persönlich kenne keine Frau die all diese wundervollen Eigenschaften bedingungslos zum Ausdruck bringt und lebt.
Warum zeigen die Videos fast ausschließlich Frauen mit dunkler Hautfarbe, Frauen aus Ländern in denen der Lebensstandard weit unter unserem liegt, Frauen die eng mit der Natur leben, dort wo man nicht einfach in den Supermarkt gehen kann, Frauen aus Kriegsgebieten…
Benutzen wir westlichen Frauen diese Bilder nicht stellvertretend für das, was wir gerne ausdrücken würden? Wenn sie uns europäischen Frauen als Aushängeschild dienen für das, was Frau ist…wäre ich bereit tauschen zu wollen oder gibt es da nicht einen Anteil in mir der sagt „niemals“. Bewundern wir diese Frauen wirklich oder sind wir in Wahrheit nicht dankbar da leben zu können wo wir sind. In Wohlstand und Frieden. Haben wir Wohlstand und Frieden eingetauscht gegen emotionale Wärme, gegen eine natürliche Verbindung zur Natur und Körper…?
Und die Männer? Warum stellen wir uns als „bedingungslos liebende Frauen“ an diesem Tag so in den Mittelpunkt? Warum fangen wir nicht an die wundervollen Eigenschaften der Männer zu sehen, wertzuschätzen, zu benennen:
Männer sind glücklich wenn sie die Frau und ihre Familie glücklich wissen
Männerfreundschaften sind echt, sie stehen für einander ein
Männer sind der Fels in der Brandung, stark und beständig
Männer sind liebende und abenteuerlustige Väter
Männer sind da und geben alles wenn sie wirklich gebraucht werden
Männer sind selbstlose Beschützer, die jeden Tag aufs Neue losziehen, bereit Schmerz und Demütigungen auf sich zu nehmen, damit es der Familie gut geht
Männer haben den Mut und die Fähigkeit zu handeln und lassen sich auch von der Angst nicht aufhalten
Männer haben die Gabe, immer eine Lösung zu finden…
Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass Mann glücklich ist wenn er die Frau und die Kinder glücklich machen kann. Keine leichte Aufgabe wenn es Frau „nie genug ist“.
Mann und Frau…möchten nicht beide als Gleiche einander beschenken und fühlen dass der andere glücklich ist mit dem, was man geben kann? Wann beginnen wir damit einander zu beschenken anstatt voneinander haben zu wollen?
Ich wünsche mir einen Frauen-Männer-Tag um uns gegenseitig immer wieder daran zu erinnern, wie wertvoll wir füreinander sind. Wie schön es ist, sich in seiner Unterschiedlichkeit zu ergänzen, zu bewundern, zu akzeptieren, wertzuschätzen.
Ich wünsche mir, dass Frauen und Männer den Mut haben, aus Erfahrungen zu lernen und diese als Chance sehen für ein neues offenes Miteinander ohne Opfer-Täter-Spiel.
Ich wünsche mir, dass Frauen und Männer einander begegnen, aus einem neuen Blickwinkel. Die lichtvollen Seiten mehr zu sehen und hervorzuheben um dem „Licht“ in jedem Mann und jeder Frau mehr Aufmerksamkeit und Kraft zu verleihen.
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Jede Wahrheit ist individuell und temporär und es gibt immer eine höhere Wahrheit!