Doris:

Was sind spirituelle Übungen und warum sollte man sie machen?

 

Meister Tam:

Gute Frage, da muss ich erst einmal ganz weit ausholen und den Begriff „Spiritualität“ etwas genauer definieren.

 

Hast du dir mal die Frage gestellt, ob ein Tier ein spirituelles Leben leben kann?

 

Nein das habe ich wohl noch nie gemacht!?

 

Tiere haben den inneren Impuls zu überleben. Sie nehmen Nahrung auf um vital und gesund zu sein und in ihrer „Freizeit“ spielen sie auch. Man könnte sagen sie sind darauf bedacht „Wohlstand“ zu erlangen und zu erhalten. Hand aufs Herz, wieviel Prozent der Menschheit streben nach Wohlstand? Also könnte man auch sagen, die meisten Menschen leben ein „tierisches“ Leben. In dieser Hinsicht haben Menschen und Tiere einen gemeinsamen Nenner…streben nach Wohlstand.

 

:-)…aber Tiere haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber dem Menschen:

Der Grad des äußeren Wohlstandes entspricht 1:1 dem inneren Wohlstands- und Zufriedenheitsgefühl.

Bei Menschen trifft das nicht zu. Äußerer Wohlstand bedeutet nicht automatisch wirkliche innere Zufriedenheit und Glück. Und trotzdem streben die meisten Menschen danach nur äußeren Wohlstand zu erlangen und erliegen seit Jahrtausenden so der Illusion, damit innere Zufriedenheit und ihr Glück zu finden.

 

Damit mich keiner falsch versteht. Ich bin nicht gegen äußeren Wohlstand. Es geht darum, dass man nicht seine gesamte Zeit und Energie aufwendet um äußeren Wohlstand zu erlangen und zu erhalten. Um innere Zufriedenheit und Glück zu erlangen brauchen wir auch gelebte Zeit für die Spiritualität.

 

Spiritualität ist der Weg und die Kunst, wahre innere Zufriedenheit und Glück zu erlangen.

Doch dies ist nur der Beginn des Weges. Mit der Zeit wachsen die Sehnsucht und die Erkenntnis, dass die Selbstliebe sich immer mehr ausdehnen will in Richtung Liebe zu Allem-Was-Ist.

 

Jetzt gibt es seit Jahrtausenden viele unterschiedliche Religionen, Lehren, heilige Schriften und Praktiken mit der Absicht uns Menschen genau den Weg dorthin aufzeigen und lehren zu wollen. Aus meiner Sicht aber kann man nicht sagen, dass ein Großteil der Menschheit im Zustand der inneren Zufriedenheit und des Glücks lebt. Geschweige denn in Liebe zu Allem-Was-Ist. Woran liegt das deiner Meinung nach?

 

Es wurde gesagt, dass Buddha den Menschen gelehrt hat, dass sie Mitgefühl und Toleranz ihren Mitmenschen entgegen bringen sollen…

Es wurde auch gesagt, dass Jesus die Nächstenliebe und Vergebung predigte…

Und viele andere versuchen durch körperliches und geistiges Training übermenschliche Fähigkeiten zu erlangen oder Zugang zu höherem Bewusstsein zu finden…

Würdest du sagen, dass die Menschheit Mitgefühl, Liebe, Toleranz und Vergebung leben?

 

Willst du damit sagen, dass die Lehren gut und richtig waren, aber dass wir Menschen diese Lehren nicht umsetzen konnten?

 

Hier geht es nicht um gut oder schlecht sondern hat es funktioniert oder nicht!

 

Okay, nein es hat nicht funktioniert. Und was ist mit den vielen anderen Meistern und Lehrern die Wege zeigen um eine höhere Bewusstseinsstufe zu erreichen ohne sich an eine Religion oder Glaubenslehre zu binden? Es wird gesagt, wer eine höhere Bewusstseinsebene erreicht ist automatisch mehr in der Liebe. Oder nicht?

 

Nein, es ist umgekehrt! Wer sich immer mehr in der Selbstliebe übt, der braucht keine Lehren, keine Religion oder Techniken um sich in höhere Bewusstseinsebenen hinein zu schwingen. Es geschieht natürlich und mühelos von alleine.

 

Aus deiner Sicht ist Spiritualität demnach gleichbedeutend mit Selbstliebe und dem gelebten Ausdruck von Liebe zu Allem-Was-Ist?

 

Was verstehst du unter Selbstliebe?

Würdest du sagen jemand ist in der Selbstliebe…

…wenn er keine Selbstachtung hat

…wenn er keinen inneren Frieden hat

…wenn er träge und antriebslos ist

…wenn er voller Ängste und Sorgen ist

…wenn er sich von Emotionen wie Eifersucht, Neid und Gier usw. leiten lässt

…wenn er in Ohnmacht ist und sich einsam und verlassen fühlt

…usw.

Du siehst, wir könnten diese Liste unendlich fortsetzen um aufzuzeigen, was nicht Selbstliebe ist. Und wenn wir noch eine Schüppe drauflegen um Liebe zu Allem-Was-Ist zu verdeutlichen…

…stell dir vor du fühlst in der Tiefe deines Herzens Liebe und Mitgefühl zu Allen Wesen

…stell dir vor du könntest alle Menschen als Götter im Werden erkennen

…stell dir vor das du die Vielfalt im Universum als Einheit fühlen und erleben kannst

Du siehst, dass es noch ein sehr weiter Weg ist, im Zustand von „in der Liebe zu Allem-Was-Ist“ zu sein. Dann würdest du nicht mehr denken „wie...Spiritualität ist nur Selbstliebe usw.“

 

Du siehst, anstatt Zeit und Energie aufzuwenden irgendeiner Lehre oder einem Konzept zu folgen um die ultimative Formel zu finden (die letztendlich nur aus einem verzweifelten Traum oder einer Illusion entspringt) oder nach einer Art „Abkürzung“ zu suchen um Heil zu finden, könnte man die kostbare Lebenszeit dazu nutzen, die Selbstliebe zu kultivieren.

 

Spirituelle Entwicklung ist immer ein individueller Prozess. Das Ziel ist nicht Buddha, Jesus oder Gott zu folgen, sondern dein Gott-Selbst zu finden. Alles im Universum ist einmalig. Gott wiederholt sich nie. Somit ist jeder Mensch auch ein Unikat. Kein Körper gleicht einem anderen Körper. Keine Psyche gleicht einer anderen Psyche. Und letztendlich gleicht auch keine Seele einer anderen Seele. Deswegen muss jeder Mensch seinen eigenen individuellen Weg und Zugang finden, um so seine eigene Spiritualität/Meisterschaft/Erleuchtung zu verwirklichen.

 

Der Mensch ist die kleinste Bewusstseinseinheit die gesegnet ist mit Schöpferkraft und Intelligenz, im Gegensatz zu der Illusion dass der Mensch die „Krönung der Schöpfung ist“. Es ist sein Geburtsrecht und seine Verantwortung sich selbst weiter zu entwickeln und zu bemeistern.

 

Es klingt einleuchtend wenn du sagst, ich kann mein Gott-Selbst nur entdecken wenn ich bereit bin mich auf meine eigene individuelle Entdeckungs- und Entwicklungs-Reise zu machen und mich nicht auf andere berufen oder verlassen soll. Doch woran soll ich mich dann orientieren? Meinst du wirklich dass ich bzw. jeder Mensch so einfach Zugang zu der Weisheit seines Herzens finden kann?

 

1. Da jeder Mensch die göttliche Schöpferkraft und Intelligenz besitzt, kreiert jeder einzelne seine Realität fortwährend, zu jeder Zeit, auch wenn ihr euch dessen nicht bewusst seid. Wenn ihr an irgendeiner Lehre oder einem Konzept klammert, wie könnt ihr dann jemals zu eurer eigenen Meisterschaft finden?

2. Es ist verständlich, wenn ihr los lasst zunächst das Gefühl zu haben in ein Loch zu fallen. Ein Gefühl von Dunkelheit, Einsamkeit und Orientierungslosigkeit. Im äußeren irdischen Leben wisst ihr ganz genau, dass Geld die Währung ist mit der man alle materiellen Dinge beschaffen kann. Doch in der feinstofflichen Welt besteht die Währung aus Demut, Hingabe, Dankbarkeit und Wertschätzung (nur um mal vier Aspekte zu nennen) zu Allem-Was-Ist. Das ist das Tor zur Weisheit eures Herzens…eure Orientierung.

3. Hilfreich ist kreative spirituelle Übungen zu erfinden um sich beispielsweise in Demut, Hingabe, Dankbarkeit und Wertschätzung usw. zu üben … und es so mehr und mehr zu sein.

4. Die Menschheit hat im Laufe von Jahrtausenden sehr viel verdrängt und ist vor sich selbst weggelaufen. Jeder einzelne Mensch neigt dazu diese Angewohnheit zu wiederholen. Es ist wie eine klebrige kollektive Masse aus unzähligen unerlösten Wunden und Illusionen, bei denen jeder im Laufe seines Lebens in Resonanz geht. Die spirituellen Übungen sollen nicht nur dazu dienen göttliche Tugenden zu kultivieren, sondern auch Resonanzen im Lichte der Bewusstheit zu klären.

 

 

Ich freue mich sehr euch demnächst Übungen vorzustellen…

 

Vielen Dank Meister Tam und ich bin sehr gespannt und neugierig.